Fußballtraining nach Corona-Erkrankung: Kein falscher Ehrgeiz
Es ist verständlich, dass der Wunsch nach Bewegung bei Sportlern groß ist, wenn die Quarantäne überstanden ist. Im Profisport hat sich das sogenannte „Return to Sports"-Programm etabliert, dass feste Abläufe vorsehen, bevor Sportler wieder in den Leistungsbereich gehen. Aktuell empfehlen zahlreiche ärztliche Organisationen, dass diese Maßnahmen auch auf den gesamten Amateursport ausgeweitet werden sollten. Schließlich trainieren die Sportlerinnen und Sportler dort oft genauso hart wie Profis. Empfohlen wird eine ärztliche Beratung sowie ein körperliche Untersuchung. In jedem Fall sollten Sportlerinnen und Sportler nicht mit dem falschen Ehrgeiz zu früh wieder einzusteigen.
Um gefährliche Komplikationen wie eine Herzmuskelentzündung, Herzrhythmusstörungen, Vernarbungen an der Lunge oder Gefäßverschlüsse zu vermeiden, sollten Freizeit- und Leistungssportler nach einem positiven Covid-19-Test eine ausreichende Pause einlegen und vor dem Wiedereinstieg ins Training ihren Gesundheitsstatus und ihre körperliche Belastbarkeit untersuchen lassen. Eine sogenannte Sporttauglichkeitsuntersuchung empfiehlt sich auch bei einem symptomfreien Verlauf.
Warnung vor Überforderung
Sportlerinnen und Sportler sollten Covid-19 nicht unterschätzen, auch wenn sie keine Symptome hatten. Wer asymptomatisch an Covid-19 erkrankt und weiter intensiv trainiert, riskiert unter anderem eine Herzmuskelentzündung oder Infiltrationen an der Lunge und setzt sich der Gefahr aus, den Verlauf der Krankheit negativ zu beeinflussen. Eine große Gefahr besteht darin, dass aktive Menschen und Hobbysportler aus nachvollziehbaren Gründen nach einer Erkrankung zu schnell versuchen, die Leistung zu steigern. Falscher Ehrgeiz oder der Druck durch Trainer und Mannschaftskollegen wären dann mit einem höheren Risiko für eine Herzmuskelentzündung oder gefährliche Herzrhythmusstörungen verbunden. Bei der Lunge merken wir schnell, wenn etwas nicht stimmt. Wir husten oder haben Atemnot. Das Herz spüren wir eher weniger. Gerade bei jüngeren Sportlern ist das eine große Gefahr. Ohne regelmäßige und intensive Untersuchungen können Auffälligkeiten verborgen bleiben. Daher ist vor der Rückkehr in den Sport in jedem Fall eine medizinische Untersuchung zu empfehlen.
Herzfrequenz als Indikator
Ein möglicher Kontrollparameter ist die Herzfrequenz. Solange diese erhöht ist, sollte von einer zu schnellen Leistungssteigerung abgesehen werden. Welche Diagnostik im Detail sinnvoll ist, entscheidet die Ärztin bzw. der Arzt im Einzelfall und dies in Abhängigkeit von Symptomatik, Verlauf der Erkrankung sowie individuellem Risikoprofil. Mögliche Bestandteile der Sporttauglichkeitsuntersuchung können u.a. Anamnese und körperliche Untersuchung, Bestimmung mehrerer Blutwerte, Ruhe-EKG, Belastungs-EKG, Herz-Ultraschall (Echokardiographie), Stress-Echokardiographie (Herz-Ultraschall unter Belastung), Spirometrie (kleine Lungenfunktionsprüfung) bzw. Bodyplethysmographie (große Lungenfunktionsprüfung) und/oder Spiroergometrie (Atemgas- und Lungenfunktionsmessung unter Belastung) sein.
Empfehlung
Die Dauer der Sportpause sollte entsprechend des Schweregrads der Covid-19-Erkrankung ausfallen:
- Keine Symptome / Bei einer Covid-19-Erkrankung mit symptomfreiem Verlauf sollten dennoch mindestens 14 Tage auf das Training verzichtet werden.
- Milde Symptome / Bei Krankheitsanzeichen wie Husten oder Fieber sollten Sportlerinnen und Sportler zwei bis vier Wochen auf Training verzichten.
- Lungenentzündung / Bei einer Lungenentzündung sollten mindestens vier Wochen auf Sport und körperliche Belastungen verzichtet werden.
- Herzmuskelentzündung / Tritt eine Herzmuskelentzündung auf, sollte die Sportpause mindestens drei Monate andauern und ein Sportkardiologe sollte den Verlauf kontrollieren.
Hinweise: Die Sportpause alleine gibt keine vollständige Sicherheit. Um die Risiken zu minimieren, empfiehlt sich nach einer auskurierter Covid-19-Erkrankung unbedingt ein internistisch-kardiologischer Gesundheitscheck. Weiterhin sollten verschiedene Blutwerte (unter anderem die Entzündungswerte) bestimmt werden. Die Sporttauglichkeitsuntersuchung ist auch nach einer asymptomatischen Covid-19-Erkrankung zu empfehlen.
Text von Danny Neidel, Landesapothekerkammer Thüringen
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